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Der DU&ICH-FRESHBOY 2005

Der DU&ICH-Freshboy 2005 heißt Kaan, ist 17 Jahre jung und kommt aus München. Im Interview spricht er über die Wahl in Mannheim, Südländer und sein Engagement für die Jugend

DU&ICH:Du bist 17, Türke, aus München und jetzt das Gesicht der DU&ICH – wie findest du die Kombination?

Kaan: Ich find sie ganz gut. Dass ich ein junger schwuler Türke bin, zeigt der Öffentlichkeit auch: Hallo! Es gibt auch schwule Türken hier!

Wofür engagierst du dich gerade?

Ich bin Jugendbeauftragter im SUB und engagiere mich dafür, dass dort mehr für Jugendliche getan wird. Das SUB e. V. ist das Schwule Kommunikations- und Kulturzentrum in München.

Das ist ein Haus, das sich für schwule Belange einsetzt?

Genau. Wir haben ein Antiaggressionsprojekt, bieten Beratung an, das machen Sozialpädagogen dort ehrenamtlich, dann haben wir die kostenlose Rechtsberatung, bei der ich auch mitmache. Das SUB hat ein Café, den Infodienst, und oben sind die Gruppenräume. Wir haben fünf Hauptamtliche und sehr viele Ehrenamtler. Seit dem Frühjahr 2004 bin ich der Hauptansprechpartner für Jugendliche. Auf mich kommen die Jugendlichen zu, wenn sie wissen wollen, wohin sie in der Szene ausgehen können, oder wenn sie psychische Probleme haben.

Wie bist du Jugendbeauftragter geworden?

Das kam, weil das SUB den Auftrag bekommen hat, aus dem Jahr 2004 das Jahr der Jugend zu machen. Ich hab mich vorgestellt und gesagt, was ich mir überlegt habe, was ich möchte. Dann hat sich der Vorstand beraten und hat danach scherzhaft gemeint, dass ich befördert worden bin: von der Thekenschlampe zum Jugendbeauftragten (lacht). Ich hab nämlich auch im Café gearbeitet. Wie sah dein Konzept aus, mit dem du dich beworben hast? Da das SUB eher von älteren Schwulen besucht wird und die Jugendlichen das nicht so gut finden und meinen, dass dort nichts für sie angeboten wird, habe ich mir überlegt, dass es gut wäre, wenn es eine Jugendgruppe gäbe. Es sollte aber nicht nur ein offenes Treffen sein, wo sich die Leute einfach nur hinsetzen, sondern wo wir auch gemeinsam Aktivitäten planen.

Zurück zur Freshboywahl: Es ist 0. 45 Uhr, MS Connexion, du stehst mit den Juroren, den Moderatoren und mit den anderen zwei Endkandidaten Joske und Manuel auf der Bühne. Dann gab es den eindeutigen Applaus des Publikums für dich. Wie sind diese Minuten für dich gelaufen?

Als ich nach der Vorrunde zu den letzten drei gerufen wurde, dachte ich: Nee, das gibt’s nicht! Erst mal war das so, dass ich überhaupt keine Lust mehr hatte (lacht). Der Samstag war einfach superanstrengend. Dann habe ich mir gedacht: Okay, du probierst es jetzt einfach, entweder wirst du jetzt Freshboy oder nicht, aber trotzdem warst du dabei. Als wir drei uns in der Endrunde vorgestellt haben, war ich noch aufgeregter als vorher. Im Hotel habe ich mir noch gesagt: Kaan, wieso machst du das alles überhaupt mit, wie bescheuert bist du eigentlich?

Und? Bist du bescheuert?

Na ja, jetzt denke ich natürlich nicht, dass ich bescheuert bin (lacht). Es war eigentlich so, dass ich überlegt habe: So viel Stress – für was eigentlich? Die Frage habe ich mir aber noch nicht beantwortet (grinst). Aber auf der Bühne habe ich nie gedacht, dass ich wirklich so viel Applaus bekommen würde.

Die Moderatorin Céline von Cabaret Deluxe hat anschließend deinen Sieg verkündet – und dann?

Dann war es eher ein Rausch. Es musste ja auch erst mal ankommen. Ich bin da halt hin und hab angenommen, dass ich es nichtwerde. Die anderen waren für mich die Favoriten. Aber ich? Es war ein tolles Gefühl, als die Leute gejubelt haben. Ein absolut tolles Gefühl! Ich glaub schon, dass so etwas ein Traum ist, weil da so ein Begehren ist. Doch, es war schon sehr schön (nachdenklich).

Was findest du in der Szene positiv, welche Dinge lehnst du bei Schwulen ab?

Positive Sachen sind, dass Schwule sehr oft und trotz Problemen untereinander zusammenhalten. Zum Beispiel bei Projekten gegen HIV oder bei Jugendprojekten. Das find ich toll, dass so etwas angeboten wird. Was ich schade in München finde, ist die Oberflächlichkeit. Es zählt einfach nicht, wer man ist, sondern was man ist, wie schaust du aus, die Schwanzlänge oder so etwas. Gab es ein Ereignis, das dich geärgert hat? Ein guter Freund von mir ist fest gebaut . . .

Er ist dick?

Ja, dick. Er war auf der U-27-Party (einer Party für Jungs unter 27 Jahren;Anm. d. Red. ) und wollte sich einfach nur nett mit einem anderen unterhalten. Da sagt der andere Typ: „Du bist mir zu fett, mit dir rede ich nicht!“ Als ich das gehört habe, habe ich gedacht: Das gibt’s doch nicht! Der kann dick sein, eine schiefe Nase haben, ist doch egal. Man kann sich doch einfach nur so unterhalten. Hast du so etwas Ähnliches auch mal erlebt? Nein, bisher noch nicht. Ich geh mit den Leuten sehr offen um. Als ich im Internet mit Älteren gechattet habe, haben mich die Jüngeren gefragt:Wie kannst du dich nur mit 50- oder 60-Jährigen unterhalten? Ich finde, man kann sich doch einfach nur nett unterhalten, es muss ja nicht immer gleich um Sex und Ficken gehen.

Obwohl dir Sex natürlich auch wichtig ist, oder?

Das ganze Interview in DU&ICH Nr. 411

Zur Person

Kaan ist 17 und Sternzeichen Widder. Zurzeit lebt er in München. Seine Großeltern sind als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland gekommen, Kaan ist damit Vertreter der dritten türkischen Migrantengeneration.
Sein Lieblingsessen: Köfte mit Reis und Tomaten. Kaan spricht eigentlich Hochdeutsch, verfällt aber manchmal ins tiefste Bayrisch. Wenn er das merkt, grinst er groß und breit. Das war auch einer der Gründe für das Publikum, ihn im Mannheimer MS Connexion mit eindeutigem Vorsprung zum DU&ICHFRESHBOY 2005 zu wählen.

Kontakt:
SUB – Schwules Kommunikations- und Kulturzentrum
München e. V.
Müllerstr. 43
80469 München
www.subonline.org

Treff der Jugendgruppe: jeden 1. Sa./Monat

aus DU&ICH Nr.412:

Kaan trifft Suat

Ein türkischer Freshboy und ein türkischer Mr. Gay. Da muss man doch mal reden ...

Kaan: Du bist als erster Türke zum Mr. Gay Germany gewählt worden, wie waren deine Erfahrungen damit?

Suat: Im Großen und Ganzen positiv, bis auf meine Familie natürlich, da habe ich Schwierigkeiten erlebt.

Was für Schwierigkeiten?

Wir sind Türken! (lacht) Problem war, dass es durch die Medien, auch in der Türkei, Gott und die Welt erfahren hat. Bei meiner Familie stand das Telefon nicht mehr still. Aber ich bin trotzdem noch ihr Sohn!

Und wie ist das Verhältnis heute?

Das Verhältnis ist lockerer geworden, vor allem kann ich jetzt ohne Lügen leben. Alle geben sich große Mühe, die Sache zu verdauen, das braucht natürlich auch ein bisschen Zeit.

Auf deiner Website schreibst du, dass in der türkischen Gesellschaft Spaß unter Männern okay ist. Ich habe da ganz andere Erfahrungen gemacht. Wie meinst du das denn?

Die Leute in der Türkei wissen, dass viel unter Männern passiert, gerade in den Familien oder in den Hamams. Aber es bleibt eben immer unter den beiden, die das miteinander machen. Man spricht nicht darüber, schon gar nicht in Zusammenhang mit „schwul“.

Hast du das Gefühl, dass viele Deutsche dich in eine Exotenrolle drücken?

Viele haben gefragt, wieso ein Türke Mr. Gay Germany werden kann. Aber ich sehe mich selbst in der Exotenrolle. In einem Land mit so vielen Blonden und Blauäugigen bin und bleibe ich eben etwas Besonderes. Es wäre doch auch langweilig, wenn wir alle gleich aussähen und die gleiche Kultur hätten.

Meinst du, Islam und offen schwul sein schließen sich aus?

Schau dir doch mal das Christentum und dessen Umgang mit dem Thema an, das ist doch auch nicht besser. Ich habe den Koran gelesen und keine Stelle gefunden, die es verbietet, dass zwei Männer zusammen ins Bett gehen. Wer am Ende in die Hölle kommt, entscheidet Gott und kein Mensch.

DU&ICH präsentiert die Mr.-Gay-Germany- Wahlen 2005. Den Auftakt bildet die Wahl zum Mr. Gay Berlin mit Ades Zabel und Biggy van Blond. GMF-Party, 24. März ab 23 Uhr, Café Moskau, Karl-Marx-Allee 34, Berlin

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