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Schwule haben nicht die exorbitant hohen Gehälter, wie gern fantasiert wird

Text: Werner Hinzpeter

Report: Am Ende des Regenbogens...

... steht für viele Schwule eben kein Topf voller Goldstücke. Erst recht, seit die Zeiten härter geworden sind. Hans-Hermann Kotte hat für uns drei Schwule porträtiert, deren Leben kein Lifestyle ist. Und Werner Hinzpeter geht dem Mythos vom wohlhabenden, gebildeten Homosexuellen auf den Grund, fragt, woher er stammt, und sagt, wer davon profitiert

Solche Vorurteile hört man gern: dass wir schwulen Männer zu einer Gruppe gehören, die gebildeter ist als der Durchschnitt, mehr verdient und auch noch modischer ist. Seit Jahren werben Verleger von Szene-Magazinen und Veranstalter von Homo-Events mit diesen Argumenten um Anzeigenkunden und Sponsoren. Das machen sie so erfolgreich, dass selbst große Medien immer wieder darauf hereinfallen. Focus machte uns Schwule zu „Trendsettern und Traumkonsumenten des 21. Jahrhunderts“, die Frankfurter Rundschau beschrieb uns jüngst als „Delikatesse“ für die Werbewirtschaft:„ elitär, gebildet, kinderlos und daher reich – und trendbewusst“. Selbst der Spiegel, eigentlich bekannt für gründliche Recherche, betete vor zwei Jahren die Geschichte vom sagenhaften Homo-Einkommen nach und behauptete:„Etwa ein Drittel der Schwulen verfügt über mehr als 6.000 Mark netto im Monat.“ Leider stimmen diese Zahlen ganz und gar nicht mit der Wirklichkeit überein, wie eine neuere Studie belegt. Erarbeitet hat sie die Düsseldorfer Beratungsfirma BBDO Consulting, unterstützt vom schwulen Marketingunternehmen GoFelix und vom Präservativ- Produzenten Condomi. Schwule sind ganz normal, so das Ergebnis. Nur eine Minderheit von uns ist hip, trendy, markenbewusst und karrieregeil, die Mehrheit eher häuslich, sparsam und spießig. Schwule haben nicht häufiger einen Studienabschluss als andere Männer und beim Nettoeinkommen liegen sie auch nicht vorn. Zwar gaben 18 Prozent der befragten Schwulen an, 2.000 Euro oder mehr zu verdienen; unter den Durchschnittsmännern im Lande sind es nur 14 Prozent. Aber auch am unteren Ende der Lohnskala, nämlich bei Einkommen unter 1.000 Euro, landen Schwule häufiger als Hetero- Männer (29 Prozent gegenüber 24 Prozent). „Wir Schwulen müssen uns damit abfinden, dass die meisten von uns nicht so exorbitant hohe Gehälter haben, wie gern fantasiert wird“, sagt der Berliner Soziologe Michael Bochow, der seit Jahren das schwule Leben erforscht.Viele von uns seien in schlecht bezahlten Dienstleistungsberufen wie Krankenpfleger, Verkäufer und Friseur zu finden. „Die bunten Blubberblasen sind blanker Zynismus gegenüber den Schwulen, die mit 1.000 Euro netto rumkrebsen müssen.“ Als Thomas Huber von BBDO Consulting seine Umfrageergebnisse bekannt gab, forderte er:„Es ist Zeit, die alten Klischees über Bord zu werfen.“ Das war vor etwa eineinhalb Jahren. Doch dass wir Homosexuellen so durchschnittlich sind, war offenbar nicht sexy genug, um es weiterzuerzählen. Jedenfalls halten sich die Geschichten von den klugen Schwulen noch immer hartnäckig. Dabei sind Grundlagen für diese Behauptung so seriös, als würde man eine Umfrage unter Playboy-Lesern machen und dann mit diesen Ergebnissen den deutschen Durchschnittsmann beschreiben. Angefangen hat die Selbstlüge im Jahr 1994. Damals befragten die Magazine magnus und Männer aktuell ihre Käufer mit dem Ziel, Anzeigenseiten an große Marken zu verkaufen. Die Antworten fielen so aus wie gewünscht: Etwa jeder Zweite, der den Fragebogen zurückschickte, gab an, mehr als 6.000 Mark netto zu verdienen – im Bevölkerungsschnitt schaffte das damals nach Verlagsangaben nur etwa jeder Fünfte. Der Anteil der Studierten lag bei den Rückmeldenden beinahe viermal so hoch wie im Mittelwert der Bevölkerung.

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„Momentan
bin ich voll im
Dispo“

Martin Hoffmann, 22, Bürokaufmann, derzeit Zivildienstleistender

„Bisher hatte ich oft in der Mitte des Monats kein Geld mehr, denn das Arbeitslosengeld und die Arbeitslosenhilfe nach der Lehre waren sehr gering. Die Einführung des Euro war ein Einschnitt, da hatte ich noch weniger. Ohne Zahlungen von meiner Oma und Geschenke zu Weihnachten und zu Ostern wäre ich nicht klargekommen. Mit dem Zivildienst wird es jetztwohl besser werden. Ich freue mich darauf, mal wieder shoppen zu gehen.

Ich muss mir eine neue Hose kaufen – ich habe nur drei, und eine davon kann ich schon nicht mehr anziehen. Momentan bin ich voll im Dispo. Mein letzter Urlaub ist bereits zwei Jahre her, in Clubs oder ins Kino kann ich höchstens ein-, zweimal im Monat gehen. Bei Partys trinke ich wenig. Ich wohne zur Untermiete, das Zimmer hat zehn Quadratmeter. Viel zu telefonieren kann ich mir nicht leisten, ich versuche, mich anrufen zu lassen . Nach dem Zivildienst möchte ich das Abitur nachmachen. Ich will später mal nichtmehr jeden Cent umdrehen müssen. “

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